Dienstag, 28. August 2012

Eifel-Tour mit viel See-Erlebnis (1)

immer schön im Schatten bleiben


- Entlang der Bächlein Urft und Rur

- - Es geht los!


Am heißesten Tag des Jahres kann man nicht früh genug raus. Wir wollen möglichst viel Schatten bei unserer Radtour genießen - und die frische Luft der Morgenstunden. Ein Zug soll uns mit den Bikes bis nach Kall mitnehmen. Wegen Wochenende sind aber wahrhaft Massen von Leuten in Sachen Radeln unterwegs, und allealle drängen natürlich auch in die wenigen verfügbaren Abteile. Jede Ecke wird mit Rädern vollgestellt, egal wie unwegsam die Gänge noch werden im Verlauf der Bahnreise. Lauter gutgelaunte Leute, wenn auch die Menge den Spaß merklich reduziert. Ihr Herdentrieb hat das Ziel Blankenheim-Wald, dort starten sie dann en bloc auf eine mehr oder weniger lange Strecke Ahr-abwärts. Die Klientel der Pedelecs nimmt bereits einen beachtlichen Anteil der Fahrgäste ein und schreckt vor nichts mehr zurück. Phantasievoll aufgepolsterte Breitsättel zeugen von der Sorge um den Allerwertesten. Ob das wohl hilft?
Für den Ausstieg in Kall haben sich sonst keine weiteren Radler entschieden, also müssen wir einen ziemlichen Verhau der später Zugestiegenen überwinden, um den mäßig fröhlichen Bahntrip zu beenden. Erst bei Erreichen des Bahnsteigs fällt die letzte Anspannung ab. Irgendwie befürchtet man doch bei solchen Rudelaktionen, dass irgendwas Bescheuertes passiert, und der planmäßige Ausstieg aus dem Zug scheitert.
Doch, wir haben jetzt Kall erreicht und wollen keinesfalls an diesem Sehnsuchtsort länger als nötig verweilen. Lieber lesen wir daheim die in der Gemeinde handelnden Bücher des Erfolgsautors Norbert Scheuer, mehr Kall braucht kein Mensch (außer vielleicht gezwungenermaßen: die paar Einwohner).
Alles prima mit Fahrradwegweisern ausgeschildert, es geht sofort vor dem Bahnhof nach rechts, Urft-abwärts Richtung Gemünd. Vom Gewässer bekommen wir erst nur wenig mit, Stückchen Hauptstraße entlang, bald in eine ruhige Seitenstraße: Siedlungshäuser, Gewerbe, Sport, Schule, Vereine - wir rollen entlang eines Gemischs kleinstädtischer Randbebauung. Endlich geht die Strecke in einen Wirtschaftsweg über; es wird deutlich ländlicher, das Wiesental ist breit und übersichtlich; so wollen wir die Eifel!
Beim ersten kleinen Vorort zwingt uns der Radweg dann an den Rand der Autostraße. Geschenkt: in der Frühe braust da am Wochenende nur wenig Verkehr. Kurz vor Gemünd wird es doch deutlich enger: Wir dürfen hier den verfügbaren Bürgesteig beradeln; Hauptsache, man ist nicht direkt dem ständigen Kontakterlebnis vorbeirasender KFZ ausgesetzt.
Als jedoch ab Ortsmitte der Wegweiser zum Urftsee  ungnädig und energisch entlang der Bundesstraße zeigt, geht es für uns auf eigene Faust weiter. Und das mitten in das Herz von Gemünd. Doch was sollen wir schiebenderweise zwischen den Shops in der Fußgängerzone mit ihren SALE-Aktionen, wo uns die weltbekannt attraktive Landschaft in diese ausserordentliche Gegend führt? Da lockt doch deutlich mehr Gemünds Kurpark mit seinem gepflegten Spazierweg entlang des rauschenden Urftbächleins. Gut, das darf man eigentlicht nicht: Gebrechliche Rollinauten und furchtsame/aggressive/arrogante/usw. Hundehaltende sollte man aus naheliegenden Gründen nicht herausfordern. Doch wir radeln geradezu vorbildlich defensiv und grüßen alle äußerst ehrerbietig, die uns bei ihrer individuellen Frühsportvariante begegnen.